Wie kommt ein Blackout zustande und warum sollte so etwas passieren?
Komplexität des Stromnetzes
Das österreichische Stromnetz ist Teil des europäischen Verbundsystems, welches sich mittlerweile über mehr als 30 Länder erstreckt und über 450 Millionen Menschen rund um die Uhr mit Strom versorgt. Nicht umsonst wird dieses System auch als die größte Maschine der Welt bezeichnet. In einem derart komplexen System kann sich jederzeit an jeder beliebigen Stelle ein Problem ereignen, welches – je nach Ausmaß – einen Dominoeffekt auslösen und somit die Stromversorgung großer Gebiete beeinflussen kann. Die ständige Aufrechterhaltung dieser modernen Lebensader ist somit eine wahre Herkulesaufgabe.
Marktmanipulation
Das österreichische Stromnetz ist Teil des europäischen Strommarktes. Strom wird heutzutage gehandelt wie jede andere Ware auch (Börsenhandel). Das hat den Vorteil, dass Strom in normalen Zeiten recht billig ist. Zudem können die Endverbraucher heutzutage jederzeit zu einem günstigeren Stromanbieter wechseln. Der entscheidende Nachteil für die üblicherweise billige Stromversorgung ist jedoch die Tatsache, dass man für die gewonnenen Vorteile mit Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegen mögliche Krisen bezahlt. Die ständigen marktbedingten Steuerungen im europäischen Verbundnetz (wo kann der Strom aktuell am billigsten produziert oder eingekauft werden?) verursachen regelmäßig entsprechende Schwankungen, die sich bisher noch innerhalb der Frequenz-Toleranzzone bewegt haben.
Digitalisierung
Seit dem Jahr 2000 hat die Digitalisierung immer mehr an Fahrt aufgenommen und an Bedeutung gewonnen. Heute übernehmen Roboter und Computer viele Tätigkeiten, die früher vom Menschen erledigt wurden. Internet und soziale Medien prägen das Bild der modernen Kommunikation. All das und die damit verbundenen zahlreichen Endgeräte benötigen Strom, sehr viel Strom. Dadurch ist das Stromnetz ständig sehr belastet.
Energiewende
In der Stromproduktion muss stets genau so viel Strom in das Netz eingespeist werden, wie aktuell verbraucht wird. Der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen sorgt dafür, dass wir uns von einem bedarfsorientierten zu einem angebotsorientierten System bewegen. Herkömmliche Kraftwerke bieten den Vorteil, dass man genau weiß, wie viel Leistung bzw. Strom zu jeder Zeit produziert werden kann. Windräder und Photovoltaikanlagen hingegen sind vom Wetter und der Tageszeit abhängig (Stichwort Dunkelflaute). Zudem stellt das Einspeisen von überschüssigem Strom aus privaten Photovoltaikanlagen in das Netz eine gewaltige Herausforderung für die Leitungen dar. Das alles hat zur Folge, dass das ohnehin schon komplexe und belastete System noch umfangreicher und somit noch schwieriger zu steuern sein wird. Allein im Jahr 2023 waren im österreichischen Stromnetz an 217 Tagen sogenannte Redispatch-Maßnahmen erforderlich. Darunter versteht man manuelle Eingriffe in das Stromnetz, um sowohl Überlastungen als auch Engpässe zu vermeiden, damit die sichere Stromversorgung im Land gewährleistet werden kann. Allein diese Maßnahmen haben im Jahr 2023 Kosten von über 140 Millionen Euro verursacht (+ 51 % im Vergleich zum Vorjahr). Die Anzahl solcher notwendigen Maßnahmen steigt laufend.
Neben Komplexitätsversagen, Marktmanipulation, zunehmender Digitalisierung und rasender Energiewende gibt es noch weitere Faktoren, die einen Blackout zur Folge haben können. Dazu gehören:
- Technisches und menschliches Versagen
- Extremwetter
- Cyberangriffe
- Terroranschläge
- Erdbeben
- Massive Sonnenstürme (Elektromagnetismus)